Windows: Voreinstellungen für Blinde

Aus Augenbit

Voreinstellungen für blinde Anwender

Eine Neuinstallation von Windows XP ist in ihrer Grundeinstellung für blinde und sehbehinderte Menschen nur unzureichend zugänglich. Viele der Standardeinstellungen erschweren den produktiven und zeiteffizienten Einsatz. Dieses Lehrbuch setzt daher die hier vorgestellten Einstellungen voraus.

Visuelle Effekte

Microsoft hat bei Windows XP viel Aufwand betrieben, um die Bedienungsoberfläche visuell ansprechend zu gestalten. Wichtig ist dabei zu wissen, dass jedes grafische Extra die Ressourcen des Computers belastet. Sehbehinderte und blinde Anwender profitieren nicht von den grafischen Effekten. Sie sollten aufgrund dessen am Besten soweit wie möglich ausgeschaltet werden. Dadurch wird die Gestaltung der Fenster auf die aus Windows 9x und 2000 bekannte Darstellung zurückgesetzt.

Vorgehen:

Sie öffnen die SYSTEMEIGENSCHAFTEN durch Drücken der Tastenkombination WINDOWS+PAUSE und wählen unter dem Karteireiter ERWEITERT unter SYSTEMLEISTUNG den Schalter EINSTELLUNGEN. In dem sich öffnenden Fenster LEISTUNGSOPTIONEN wählen Sie den Punkt FÜR OPTIMALE LEISTUNG ANPASSEN und bestätigen danach die Änderung durch das Drücken des OK oder ÜBERNEHMEN Schalters.

Startmenü

Das mit Windows XP neu eingeführte erweiterte Startmenü ist für blinde Anwender umständlicher zu bedienen als das von Windows 9x und Windows 2000 bekannte klassische Startmenü. Das liegt zum einen daran, dass sich seine Inhalte in Abhängigkeit der zuletzt aufgerufenen Programme permanent verändern können, zum anderen daran, dass es nicht einfach zu durchschauen ist, wann man zum Aktivieren einer Funktion rechts/links und wann hoch/runter navigieren muss. Zudem werden manche Inhalte nicht sofort angezeigt, sondern nur mit Verzögerung. Diese Verzögerung soll die Übersichtlichkeit der Menüs für sehende Menschen erhöhen, kann aber auch sehr verwirren, da man gesuchte Einträge nicht sofort wiederfindet. Aus diesem Grund sollten Sie dem klassischen Startmenü den Vorzug geben und immer alle Menüelemente einblenden.

Vorgehen:

Sie öffnen die SYSTEMSTEUERUNG und wählen den Punkt TASKLEISTE UND STARTMENÜ. Unter dem Karteireiter TASKLEISTE aktivieren Sie unter TASKLEISTENDARSTELLUNG die Punkte TASKLEISTE IMMER IM VORDERGRUND HALTEN sowie ÄHNLICHE ELEMENTE GRUPPIEREN und (auf Wunsch) SCHNELLSTARTLEISTE ANZEIGEN. Deaktiviert sein sollten in der TASKLEISTENDARSTELLUNG die Punkte TASKLEISTE FIXIEREN und TASKLEISTE AUTOMATISCH AUSBLENDEN, sowie unter INFOBEREICH der Punkt INAKTIVE SYMBOLE AUSBLENDEN. Als Nächstes gehen Sie auf den Karteireiter STARTMENÜ. Hier wählen Sie KLASSISCHES STARTMENÜ und aktivieren danach den Schalter ANPASSEN. Es öffnet sich das Fenster KLASSISCHES STARTMENÜ ANPASSEN. Hier deaktivieren Sie den Punkt PERSÖNLICH ANGEPASSTE MENÜS VERWENDEN.

Deaktivieren der Schnellstart-Leiste

Die Schnellstartleiste befindet sich direkt rechts neben dem Start Schalter am unteren Bildschirmrand. Sie ermöglicht es Mausbenutzern Verknüpfungen zu häufig verwendeten Programmen, Ordnern oder Dateien als kleine Symbole in der Taskleiste abzulegen. Die in der Schnellstartleiste abgelegten Verknüpfungen sind immer auf dem Bildschirm sichtbar und können daher besonders schnell vom Benutzer aufgerufen werden. Leider erkennt Jaws diese Windows-Komponente nicht. Wird die Schnellstartleiste angesprungen, sagt JAWS nur "Werkzeugleiste" an. Die Schnellstartleiste sollte daher deaktiviert werden.

Vorgehen:

Mit WINDOWS+D ruft man den Desktop auf. Mit TAB springen Sie so lange durch die einzelnen Elemente des Desktops bis JAWS "Werkzeugleiste" (oder auch SYMBOLLEISTE STATUSZEILE) ansagt. Drücken Sie die APPLIKATIONSTASTE (auch bekannt als "KONTEXTMENÜ-Taste") und wählen dann mit AB den Eintrag SYMBOLLEISTEN. Drücken Sie EINGABE und dann AB und gehen Sie auf den Eintrag Schnellstart. Drücken Sie erneut EINGABE.

Windows-Explorer und Arbeitsplatz

Der Windows-Explorer oder seine andere Darstellung, der Arbeitsplatz, sind die wichtigsten Werkzeuge von Windows XP. In ihrer Voreinstellung orientieren sie sich stark an den von Microsoft als gut für Sehende angenommenen Standards. So werden Dateitypen nur über ihre ikonische Darstellung voneinander unterschieden und die Anordnung der Dateien erfolgt in einer blockartigen Liste, durch welche man nicht nur vertikal, sondern auch horizontal navigieren muss, was sie für blinde Anwender schwer erfahrbar macht. Besser geeignet ist eine Anzeige der Dateien mit ihren Dateiendungen in Listenform, durch welche man nur vertikal navigieren muss und welche gleich alle relevanten Informationen über eine Datei anzeigt. Außerdem ist es hilfreich, die Statusleiste und die Adressleiste einzublenden.

Vorgehen:

Sie öffnen den ARBEITSPLATZ und nehmen im Menü ANSICHT einige Einstellungen vor. Zuerst setzen Sie den Ansichtstyp auf DETAILS. Gehen Sie anschließend in das Untermenü von SYMBOLLEISTEN. Aktivieren Sie dort die ADRESSLEISTE und deaktivieren Sie die STANDARDSCHALTFLÄCHEN und die Option SYMBOLLEISTEN FIXIEREN. Sollte die Adressleiste noch nicht sichtbar sein, so müssen Sie diese mit der Maus vom rechten Rand des Fensters dorthin bewegen. Das Verschieben der Adressleiste lässt sich nich ohne Maus bewerkstelligen, für ihre Funktion spielt dies aber keine Rolle, denn Jaws kann mit der Adressleiste auch dann arbeiten, wenn sie auf dem Bildschirm nur verdeckt angezeigt wird. Immer noch im Menü ANSICHT wählen Sie das Untermenü SYMBOLE ANORDNEN NACH aus und aktivieren dort NAME und deaktivieren IN GRUPPEN ANZEIGEN.

Ordneransicht einstellen

Wichtig sind hier die Dateinamenerweiterungen. Diese werden von Windows in der Voreinstellung nicht angezeigt. Während Sehende den Dateityp leicht über das für die Datei vergebene Symbol erkennen können, sollten Blinde die Anzeige der Dateinamenserweiterung einschalten. Einige Passagen des "ECDL-Wikis für Blinde" beziehen sich auf Ordner, die von Windows in der Standardeinstellung als "Versteckte Ordner" geführt werden. Das hat zur Folge, dass diese Ordner zunächst nicht sichtbar sind. Microsoft stellt das ein, damit in diesen Ordnern, die systemwichtige Dateien enthalten, nicht vorschnell etwas gelöscht werden kann. Trotzdem empfehlen wir, diese Ordner sichtbar zu machen. Der wichtigste Ordner hierzu ist C:\Dokumente und Einstellungen in dem sich beispielsweise der Ordner Startmenü des Benutzers befindet.

Vorgehen:

Diese Einstellungen kann man beispielsweise aus dem ARBEITSPLATZ heraus vornehmen. Dort gehen Sie im Menü auf den Menüpunkt EXTRAS-ORDNEROPTIONEN. Man wechselt auf die Registerkarte ANSICHT und deaktiviert im Listenfeld ERWEITERTE EINSTELLUNGEN das Kontrollfeld ERWEITERUNGEN BEI BEKANNTEN TYPEN AUSBLENDEN und stellt den Optionsschalter zu VERSTECKTE DATEIEN UND ORDNER auf ALLE DATEIEN UND ORDNER ANZEIGEN (statt VERSTECKTE DATEIEN UND ORDNER AUSBLENDEN). Abschließend betätigt man den Schalter FÜR ALLE ÜBERNEHMEN, sonst beziehen sich die Einstellungen nur auf den gerade aktuellen Ordner. Auf der Registerkarte ALLGEMEIN kann man sich die erste Einstellung HERKÖMMLICHE WINDOWS-ORDNER VERWENDEN statt ALLGEMEINE AUFGABEN IN ORDNERN ANZEIGEN schenken, wenn man die Einstellung FÜR OPTIMALE LEISTUNG ANPASSEN (siehe weiter oben) schon getroffen hat, denn die "optimale Leistung" beinhaltet diese Einstellung schon. Weiterhin ist es sinnvoll die Einstellung JEDEN ORDNER IM SELBEN FENSTER ÖFFNEN beizubehalten, da sonst jeder neu geöffnete Ordner ein neues Ordnerfenster öffnet und ganz schnell der Überblick verloren geht.

Fehlerberichterstattung

Die Fehlerberichterstattung soll Microsoft dabei helfen, die Ursachen für einen Programmabsturz zu analysieren und darauf aufbauend den Fehler in künftigen Windows-Revisionen zu beheben. Wird ein Programm durch einen Fehler unerwarteterweise beendet, so wird der Benutzer gefragt, ob er eine Meldung darüber über das Internet an Microsoft schicken möchte. Dieser Mechanismus, so gut er auch gemeint sein mag, kann aber, wenn er auf einem Computer mit häufigen Programmabstürzen eingeschaltet ist, auch sehr störend sein. Plötzlich öffnet sich ein Fenster, mit dem ein unbedarfter Windowsbenutzer nichts anzufangen weiß. Aus diesem Grunde sollte man diesen Dienst ausschalten.

Vorgehen:

Durch das Drücken der Tastenkombination WINDOWS+PAUSE öffnen Sie das Fenster SYSTEMEIGENSCHAFTEN. In diesem wählen Sie den Karteireiter ERWEITERT aus und betätigen dann den Schalter FEHLERBERICHTERSTATTUNG. Hier wählen Sie FEHLERBERICHTERSTATTUNG DEAKTIVIEREN aus und deaktivieren das Kontrollfeld ABER BEI KRITISCHEN FEHLERN BENACHRICHTIGEN. Anschließend bestätigen Sie mit dem OK-Schalter.