Windows-Taschenrechner ohne Maus: Unterschied zwischen den Versionen
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Der Mathematikunterricht in der Sekundarstufe setzt heute die Verfügbarkeit eines (wissenschaftlichen) Taschenrechners voraus. Für blinde und sehbehinderte Schülerinnen und Schüler, die im Unterricht mit einem Computer arbeiten, bietet es sich an, hier eine entsprechende Software zu verwenden. Das Programm calc.exe von Microsoft ist in diesem Zusammenhang insofern interessant, als es in allen Windows-Versionen als "Zubehör" kostenlos mitgeliefert wird. Es bietet außerdem einige interessante Bedienoptionen, hält allerdings auch - gerade für JAWS-Anwender - einige Fallstricke bereit. | |||
=== Starten des Windows-Rechners (calc.exe)=== | === Starten des Windows-Rechners (calc.exe)=== |
Version vom 25. April 2008, 12:06 Uhr
Der Mathematikunterricht in der Sekundarstufe setzt heute die Verfügbarkeit eines (wissenschaftlichen) Taschenrechners voraus. Für blinde und sehbehinderte Schülerinnen und Schüler, die im Unterricht mit einem Computer arbeiten, bietet es sich an, hier eine entsprechende Software zu verwenden. Das Programm calc.exe von Microsoft ist in diesem Zusammenhang insofern interessant, als es in allen Windows-Versionen als "Zubehör" kostenlos mitgeliefert wird. Es bietet außerdem einige interessante Bedienoptionen, hält allerdings auch - gerade für JAWS-Anwender - einige Fallstricke bereit.
Starten des Windows-Rechners (calc.exe)
- Start-Menü (Windows-Taste) / Programme / Zubehör / Rechner
Anzeige löschen / Rechner zurücksetzen
Bevor mit einer neuen Rechenoperation begonnen wird, sollte der Rechner auf 0 zurückgesetzt werden. Folgende Löschbefehle sind möglich:
- ESC setzt den Rechner komplett auf 0 zurück.
- ENTF löscht nur die letzte Zahl aus der Anzeige, bisherige Rechenschritte bleiben aber erhalten
- Rücktaste (Backspace) löscht nur die zuletzt eingegebene Ziffer.
Standard-Ansicht und Wissenschaftliche Ansicht
Umschalten kann man zwischen den beiden Ansichten "Standard" und "Wissenschaftlich" über die beiden entsprechende Menüpunkte im Menü "Ansicht" in der Menüleiste des Rechners.
Achtung: In den beiden Ansichtsmodi verhält sich der Rechner verschieden! In der Standard-Ansicht wird z.B. die Punkt-vor-Strich-Regel nicht beachtet, in der wissenschaftlichen Ansicht jedoch sehr wohl.
Hilfeseiten
Aufruf der Hilfeseiten zur Tastensteuerung über Menüpunkt "?" in der Menüleiste des Rechners / Hilfethemen / Rechner / "Verwendung von Tasten anstelle von Schaltflächen des Rechners" bzw. "Verwendung von Tastenfolgen als Funktionen"
Hinweis für JAWS-Anwender
- In der Hilfe die Kategorie "Rechner" öffnen mit PFEIL RECHTS,
- Kapitel "Verwenden von Tasten..." öffnen mit ENTER,
- Hilfetext vorlesen mit F6.
- Spezielle Hinweise zur Verwendung des Windows-Rechners in Verbindung mit JAWS erhält man bei geöffnetem Rechner mit JAWS TASTE F1 F1.
Arbeiten mit der Zwischenablage
Beispiel
- In WinWord folgenden Ausdruck eingeben:
- 12,2
- +0,25
- +3,8
- -9,2
- - 0,05
- =
- Den gesamten Ausdruck (über alle Zeilen hinweg bis einschließlich =) markieren und mit STRG+C in die Zwischenablage kopieren.
- Zur Anwendung Rechner wechseln.
- Dort den Inhalt aus der Zwischenablage einfügen mit STRG+V.
- In der Anzeige des Rechners erscheint der Wert des gesamten Ausdrucks, hier also 7.
- Dieser kann mit STRG+C, Wechsel zur Textverarbeitung, STRG+V wieder in den Text eingefügt werden.
Hinweis Abschluss einer Rechenoperationskette mit "="
Es ist ratsam, Ausdrücke mit einem = abzuschließen, um gleich das Ergebnis des Ausdrucks zu erhalten. Wird im obigen Beispiel das = weggelassen, so erscheint in der Anzeige zunächst der letzte Operand, hier also die Zahl 0,05. Drückt man anschließend ENTER, so erhält man das Ergebnis 7. Drückt man nun allerdings (versehentlich) noch einmal ENTER, so zeigt die Anzeige den Wert 6,95, denn der letzte Rechenschritt -0,05 wird wiederholt. Durch das abschließende = im Eingabeausdruck kann diese Fehlerquelle umgangen werden.
Hinweis für JAWS-Anwender Anzeige vorlesen mit ALT+Z
Wenn die Rechner-Anzeige nach einer Rechenoperation nicht automatisch angesagt wird, kann man sie sich mit ALT+Z vorlesen lassen.
Es können sowohl Zahlen als auch mathematische Ausdrücke aus einer Textverarbeitung über die Zwischenablage in den Rechner übernommen werden.
Punkt-vor-Strich-Regel
Die Potenz-vor-Punkt-vor-Strich-Regel wird vom Rechner in der Standard-Ansicht nicht beachtet, in der wissenschaftlichen Ansicht aber sehr wohl.
Beispiel
- Die Eingabe: 2 +3 *4 +5=
- liefert in der Standardansicht die falsche Ausgabe: 25,
- aber in der wissenschaftlichen Ansicht die richtige Ausgabe: 19
Wurzeln
In Windows XP lautet der Tastaturbefehl zum Ziehen der Quadratwurzel in der Standard-Ansicht des Rechners ALTGR+q. Dies entspricht dem @-Zeichen. Dieses Zeichen kann wird auch aus der Zwischenablage in den Rechner übernommen.
Beispiel
- XP-Rechner in Standard-Ansicht
- Eingabe: 1,96@
- liefert die Ausgabe: 1,4
In der wissenschaftlichen Ansicht des XP-Rechners bewirkt ALTGR+q das Quadrieren. Um die Quadratwurzel zu erhalten, muss vorher mit i (für invers) das Kontrollfeld Inv aktiviert werden.
Beispiel
- XP-Rechner in Wissenschaftlicher Ansicht
- Eingabe: 49i@
- liefert die Ausgabe: 7
Hinweis zu Windows 98 ALTGR+q funktioniert nicht
Beim Rechner von Windows 98 wird im Hilfetext zwar auch die Tastenkombination ALTGR+q für das Wurzelziehen angegeben, sie funktioniert dort aber nicht.
Hinweis für JAWS-Anwender
Die Eingabe des @ mit ALTGR+q funktioniert beim Verwenden von JAWS zwar in WinWord, aber nicht im Rechner. JAWS fängt grundsätzlich erst einmal alle Tastatureingaben ab und kontrolliert, ob sie für die JAWS-Steuerung selbst verwendet werden. Tastatur-Eingaben, bei denen dies nicht der Fall ist, werden anschließend an die aktive Windows-Anwendung weitergegeben. Dabei kann es vorkommen, dass JAWS eine Tastenkombination "schluckt", die eigentlich für die Anwendung gedacht war. Dies ist z.B. auch bei der Kombination ALTGR+q im Rechner der Fall, wenn man diesen Befehl auf die Anzeige des Rechners anwenden möchte, also nicht über die Zwischenablage einfügt. In einem solchen Fall muss man JAWS vor Eingabe des Rechner-Befehls ausdrücklich mitteilen, dass es diesen "durchlassen" soll. Dies geschieht mit JAWS TASTE+3 (JAWS TASTE ist meist die EINFÜGE-Taste, die Ziffer 3 darf nicht im NUM-Block, sondern muss über die Ziffernzeile im Schreibmaschinenblock eingegeben werden.)
Beispiel
- In der Anzeige des Rechners steht: 25
- Eingabe: JAWS TASTE+3
- JAWS sagt: "Taste, die durchgereicht werden soll, eingeben"
- Eingabe: ALTGR+q
- Ausgabe: In der Rechneranzeige steht 5, JAWS sagt aber noch nichts.
- Eingabe: ENTER
- JAWS sagt: "Ist gleich 5 wird angezeigt"
Das Problem mit dem "Durchreichen" entsteht nicht, wenn das @-Zeichen über die Zwischenablage in den Rechner eingefügt wird.
Runde Klammern
Runde Klammern werden auch in der Standardansicht korrekt verarbeitet.
Beispiel
- Die Eingabe: 2 +(3 *4) +5 =
- liefert auch in der Standard-Ansicht die Ausgabe: 19
In der wissenschaftlichen Ansicht wird angezeigt, zu wievielen öffnenden runden Klammern die entsprechende schließende runde Klammer noch fehlt.
Potenzieren
Eine weitere sehr einfache und vielseitige Möglichkeit zum Quadrieren und Ziehen der Quadratwurzel besteht darin, den Radikand mit dem Exponent 2 bzw. mit 0,5 zu potenzieren. Der Tastatur-Befehl für das Potenzieren lautet y.
Beispiel
Berechnung von 2 hoch 3
- Eingabe: 2y3 =
- Ausgabe: 8
Berechnung der Wurzel aus 169
- Eingabe: 169y0,5=
- Ausgabe: 13
Dieser Befehl funktioniert sowohl in der Standard-Ansicht als auch in der wissenschaftlichen Ansicht des Rechners sowohl in der XP-Version als auch in der Version für Windows 98.
Hinweis für JAWS-Anwender
JAWS blockiert den Befehl y in der Standard-Ansicht - warum auch immer. In der wissenschaftlichen Ansicht funktioniert der Befehl y auch mit JAWS.
Fazit
Der Windows-Taschenrechner verhält sich teilweise unterschiedlich, je nachdem,
- welche Windows-Version man verwendet
- welche Rechner-Ansicht (Standard - wissenschaftlich) man verwendet
- ob man mit JAWS arbeitet oder nicht.
Um der dadurch entstehenden Gefahr der Verwirrung aus dem Weg zu gehen, empfiehlt sich grundsätzlich die Beachtung folgender Regeln:
- Immer in der wissenschaftlichen Ansicht arbeiten
- Quadrieren mit y2 und Quadratwurzeln ziehen mit y0,5
- Mathematische Operationsketten abschließen mit =
Beispiele zur Nutzung des Windows-Rechners
In den folgenden Beispielen wird grundsätzlich von der Benutzung der Wissenschaftlichen Ansicht ausgegangen:
1. Aufgabe
Berechne die Diagonale d in einem Quadrat mit der Seitenlänge a =3,4:
Formel in LaTeX: d =\sqrt{2*a^2}
- Eingabe: (2 *3,4y2)y0,5=
- über Zwischenablage in Rechner einfügen
- Ausgabe in Rechner-Anzeige: 4,808...
2. Aufgabe
Berechne die Länge der Hypotenuse c in einem Dreieck mit den Katheten a =21 und b =28
Formel in LaTeX: c = \sqrt{a^2 +b^2}
- Eingabe: (2,1y2 +2,8y2)y0,5=
- über Zwischenablage in Rechner einfügen
- Ausgabe in Rechner-Anzeige: 3,5
3. Aufgabe
Löse die quadratische Gleichung:
- x^2 -1/2x +3/64 =0
Formel in LaTeX: x_1,2 = -1/2*(-1/2) +- \sqrt{1/16 -3/64}
- Eingabe: -1/2*(-1/2) + (1/16 -3/64)y0,5=
- Ausgabe: 0,375
- Eingabe: -1/2*(-1/2) - (1/16 -3/64)y0,5=
- Ausgabe: 0,125
4. Aufgabe
Zeige rechnerisch:
- sin 45° = cos 45° = 1/2 *\sqrt{2}
Rechner in wissenschaftlicher Ansicht, Menü Ansicht / Menüpunkt DEG für Grad aktiviert.
- Eingabe: 45s=
- Ausgabe: 0,7071...
- Eingabe: 45o=
- Ausgabe: 0,7071...
- Eingabe: 1/2*2y0,5=
- Ausgabe: 0,7071...
5. Aufgabe
Berechne den Binomialkoeffizienten "6 über 4"
Formel: {6 \choose 4} = 6! / (4! *2!)
- Eingabe: 6! / (4! *2!) =
- Ausgabe: 15
6. Aufgabe
Löse 1,05^n =2 (Verdopplung eines Kapitals mit p =5% wird nach n Jahren)
Formel: n =lg(2) / lg(1,05)
- Eingabe: 2 L / 1,05 L =
- Ausgabe: 14,20...
Befehlsliste
Eine Liste mit den wichtigsten Tastaturbefehlen im Überblick steht hier als Word-Datei zum Download zur Verfügung.
Ulrich Kalina, blista Marburg, 25.04.2008